Splendor solis • Sonnenglanz

Alchemistisches Lehrbuch / Traktat von Salomon Trismosin, Alchemist der Renaissance, besaß angeblich den Stein der Weisen und gilt als Lehrer von Paracelsus.
Entstehungszeit: 1531-32

Arma Artis - die Waffen der Kunst

Alchemist / Hermaphrodit mit Flasche
Ritter der königlichen Kunst - Separatio
Ritter im Doppelbrunnen
Königspaar - Merkur und Sulphur

Bergwerk
Philosophischer Baum
Alter und junger König - königliche Kunst
Sumpfmann und Engel
Auferstehung aus dem Sumpf - der Purpurmantel
Transformation vom Schwarzen zum Roten
Hermaphrodit / Androgyn / Rebis
mit Ei / Stein der Weisen
Vereinigung der Gegensätze 

Die Philosophi geben zu diser kunst zwen cörper. Nemblich Sonn vnd Mon welhes sein erd vnnd wasser die haissens auch Man vnd weib vnnd die geben die vier khünder zway Mendl das sein hitz vnnd kelten vnnd zway weibel das sein feucht vnd trugkhenhait. das sein die Vier Element vnnd die machen das Fünffte wesen vnnd das ist die rechte weis Magnesia. die nit falsch ist.

Zerstückelung
Kochung - Kessel der Wiedergeburt
Selbstzerstörung auf dem Weg zum Lebenselixier
Saturn und seine Kinder
1. Schritt - Calcinatio - die Erweckung des Drachens
die Hitze lässt verhärtete Materie schmelzen
 
Jupiter und seine Kinder
Solutio – die Farben des Werkes
die Hitze vertreibt die Finsternis

Mars und seine Kinder
Separatio – die Bindung an den Geist
die Hitze vergeistigt die irdischen Körper 
 
Sol und seine Kinder
Conjunctio – das Erwachen der Selbsterkenntnis
die Hitze scheidet das Reine vom Unreinen

Venus und ihre Kinder
Fermentatio – die Erquickung der Seele
die Hitze bringt den in der Erde verborgenen Geist empor

Merkur und seine Kinder
Destillatio - die weiße Königin
hat die Hitze ihre Wirkung vollbracht muss sie reduziert werden

Luna und ihre Kinder - der rote König
Coagulatio – die rote Tinktur

die dunkle Sonne - Purification - Norden

Kinderspiel - Süden
Weiberwerk - das Waschfest vor der Stadt - Westen
Rote Sonne - Stern der Hoffnung - Sonnenglanz - Osten

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Hermes der Philosophisch Vatter / redet also daruon: Ich habe achtung gehabt auff einen Vogel / welchen die Philosophi nennen Orsan / derselbige fleucht so es im widder / im krebs / oder in der waag ist / oder im steinbock / und du wirst dir denselben ewigklichen uberkommen auß reichen Mineralien / und kostbarn gebürgen / sein theil soltu teilen / und besonder das nach der teilung uberbleibt / und so die Erde Complexioniert ist / und vil Farben in ihr sichst / so nennt sie der weyse Mann Terram sapientiam & plumbum /von denen reden die Philosophi / dieselbige zu bratten / und exdistillieren / durch Tag / und zeit / nach der zalung / und teilung der teil / unnd geben den dingen vil Namen / sprechend: Sublimier, Rectificier / biß auff den Grundt / Item wasch ab / und mache es Rein / und Schön / biß das es weiß wirt / Item mach es todt unnd machs wider lebendig / Item feuls und zerreibs / biß das verborgne offenbar / und das offenbar verborgen wirt / Item sondere ab / die Element / und füg sie wider zusamen / Item zerreibs / biß das Leiblich Geistig wirt / Item zeuch ab die Seel vom Cörper / Item Rectificier die Cörper und Geist / Item den Venus mach weiß / dem Iupiter nimb sein krachen / mach hart den Saturnum / und mach weich den Martem / und mach Zitreinfarb die Luna / und solvir alle Corpora in einem Wasser / welches allen Cörper die Vollkommenheit gibt / sie lehrnen auch vil Bereytung uber den schwartzen Schwebel / biß er Rot wirdt denselben heyssen sie dann ein Distillation biß ein wesseriger durchscheinender Gummi wirt / gleich dem Corpus / daß doch hoch gebreyßet und geehrt wirt / und wirt genannt Lac Viginis dann vermengen sie dz Wasser / so abgezogen ist / von der Junckfrawen Milch / und bringens in einen Roten guldin Gummi / und in ein durchsichtiges dickes Wasser / das soll man coagulieren / darnach so nennen sie es Tinkturam Sapientiae / und ein Feur der Farben / und ein Seel und Geist / der da weit gewandlet / wider heimziehen thut.

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Der "Splendor Solis oder Sonnenglanz" im Berliner Kupferstichkabinett gehört zu den anspruchsvollsten deutschen Handschriften des 16. Jahrhunderts. Der reich illuminierte Prachtband ist das älteste erhaltene Exemplar einer alchemistischen Grundlehre. Diese soll einerseits den Stein der Weisen und damit den Schlüssel zur Veränderung und Veredelung der Materie finden, andererseits spielt das profane Streben nach Reichtum und Macht eine erhebliche Rolle: Es geht um die Herstellung von Gold.

Das Manuskript wurde zwar offensichtlich für einen wohlhabenden Kenner geschrieben und illuminiert, aber es findet sich nirgends ein persönliches Zeichen des Autors, Buchmalers oder Auftraggebers. Ungeachtet dessen vermittelt der "Splendor Solis" tiefe Einblicke in kreative Prozesse in der frühen Neuzeit. Seine ungewöhnlichen Themenvorgaben führten zu originellen Bildschöpfungen, zu deren Entwicklung der Buchmaler einen umfangreichen Motivvorrat nutzte.

Quelle: Staatliche Museen Berlin, Kupferstichkabinett (Handschrift 78D3)

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Weitere Exemplare (insgesamt 20 bekannt) u.a. in der Französischen Nationalbibliothek Paris, der British Library London (MS Harley 3469), Kongelige Bibliotek Kopenhagen, Unibibliothek Kassel, Bayerische Staatsbibliothek München.

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