Paracelsus - Paragranum


Paracelsus · Der andere Arzt · Das Buch Paragranum

Vorrede des Doktor Theophrastus

Der Arzt muss erfahren sein in diesen drei Dingen (philosophei, astronomei, alchimei), denn auf sie gründet sich die Wahrheit der Arzneikunst.

Der erste Traktat · von der philosophia                    (Naturkunde)

Der Grund der Arzneikunst …
Denn die Natur ist diejenige, die dem Kranken Arznei gibt. ...
Denn aus der Natur kommt die Krankheit, aus der Natur kommt die Arznei und nicht vom Arzt. ...
Die Natur lehrt den Arzt, nicht der Mensch. ...
... dass der Arzt zuallererst Himmel und Erde kennen soll in ihrer materia, species und essentia.
ARCHAEUS = Lebensgeist
Denn nichts ist im Leib, das dir nicht außen (makrokosmisch) demonstriert würde, und zwar nicht nur auf eine, sondern auf mannigfaltige Art. ...
Und wenn du so alles außen in dir erfahren hast, dann bis du der Naturdinge kundig - dann geh an das Innere des Menschen.
Damit ich aber den philosophus recht beschreibe, so wisst, dass er auf zweierlei Weise wächst: einer ist im Himmel, der andere auf der Erde, also auf jeder der beiden Sphären; und jede Sphäre ist ein halber Anfang, beide sind der ganze Anfang. ...
Darum ist ein philosophus der, der das eine im andern Element erkennt, mit den Unterschieden, die allein die Gestalt betreffen und nichts weiter - deshalb, weil es nicht vier sind, sondern nur eins. ...
... die Arznei ist das Ziel aller Dinge.
LICHT DER NATUR

Der zweite Traktat · von der astronomia                  (Zeitkunde)

Im Menschen sind nämlich Sonne, Mond und alle Planeten, desgleichen sind auch alle Sterne in ihm und das ganze Chaos. ...
Denn der Mensch ist nach Himmel und Erde gemacht, denn er ist aus ihnen gemacht.
Denn gleich wie die Krankheit kommt auch die Gesundheit von außen heran – wir sind also weder zur Gesundheit bestimmt noch zur Krankheit …
Keine Zahl ist kleiner als eins, kleiner kann nichts sein, die letzte und höchste Zahl aber – wer kennt die? Oder wer ist ans Ende der Zahlen gekommen? So unmöglich es ist, kleiner als eins zu zählen, so unmöglich ist es auch, bis ans Ende der Zahlen zu zählen, denn man kann nicht über das Ende hinauszählen. Wer weiß das Ende?
Wenn ihr wisst, was in einem Kraut ist, dann wisst ihr noch nichts. Ihr müsst auch wissen, wie die Kraft in diesem Kraut zur Vollendung kommt, und welchen Weg sie dazu einschlagen will und wie sie dabei geführt werden kann.
Ein jedes Ding, das der Zeit unterworfen ist, das ist auch dem Himmel unterworfen; daraus folgt aber Fäulnis, Vergehen und neue Geburt.
Deshalb ist auch das eine Jahr glücklicher zum Heilen als das andere, ist eine Zeit mehr als eine andere, eine Zeit günstiger als die andere.
Keine Krankheit ist so schwer – wenn es denn eine Krankheit ist – dass es nicht eine Arznei zu ihrer Heilung gibt.
Der Schnee macht nicht den Winter, aber der Winter macht den Schnee.

Alchimia · der dritte Grund der Medizin                   (Arzneiherstellung)

… sondern der Mensch muss es vollenden.
Alle diese Tätigkeiten werden bewirkt durch den Lauf der Zeit; eine Zeit gehört der äußeren Welt an, eine Zeit dem Menschen. Wunderbar ist die Wirkung durch den himmlischen Lauf der Zeit.
Es kann niemand wissen, was in der Natur ist, wenn er die geheimen Kräfte nicht weiß.
Ebenso aber liegt die Tugend (Eigenschaften) in den Naturdingen verborgen, und wenn der Mensch nicht durch den Alchimisten ihrer inne wird, dann bleibt sie ihm unbekannt.
Es ist die Kunst und Art der alchimei, die Farben voneinander zu scheiden.
Denn alle Dinge müssen durch das Feuer hindurchgehn in eine neue Geburt, in der sie dann erst dem Menschen dienlich sind.

Der vierte Grund der Arzneikunst, der proprietas ist                     (Redlichkeit)

Denn Gott lässt sein Wort und sein Geheimnis nicht durch einen Falschen verbreiten.
Der Arzt soll einen starken Glauben haben.
Gott will, dass alle Teile in der Wahrheit stehn und leben. Und alle Künste auf Erden sind göttlich, sind aus Gott, und nichts kommt aus einem anderen Grund. Denn der Heilige Geist ist der Anzünder des Lichts der Natur …
Was erfindet denn der Mensch aus sich selbst oder durch sich selbst?
Aus Gott werden alle Menschen genährt und erhalten; Gott muss uns nähren, und sonst vermag uns niemand zu nähren.
Derjenige ist ausgewachsen, der sich selbst empfindet; der ist fremd, der in ein Unbekanntes geht.
Die Wundsegen und deren Kraft, …
… so muss der Kranke doch bereit sein, die Heilung zu empfangen – ohne diese Bereitschaft kann nichts geschehen. … Auch diejenigen, die Christus gesund gemacht hat, mussten bereit sein, die Heilung zu empfangen; keiner von denen, die nicht bereit waren, wurde je gesund. … Es ist etwas Großes bei Gott, den Menschen unbekannt. … Denn niemand kann erkennen, wo Gott fördert oder hindert.


Paracelsus ⬩ Gunhild Pörksen
Fischer TB ⬩ ISBN 3-596-10231-6



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